Vom Zuhören und der Zugehörigkeit

Für einen Auftritt bei der Preisverleihung des Akzeptanzpreises „Brücke der Solidarität“ im Juli 2023, der jährlich durch den Duisburger Verein DUGay e.V. verliehen wird, enstanden die folgenden Zeilen:


Dort drüben ist ein Junge, der nicht weiß, was er grad fühlt
Hier drüben ist ein Mädchen, völlig einsam, aufgewühlt
Und mittendrin ein Mensch, der sagt: „Das bin ich nicht!“
und an der zugeteilten Rolle fast zerbricht
Die Frage nach Identität, der wahren, der echten
auf stillem Weg fernab des Lauten, Selbstgerechten
Im Innern manche Leere voller Fragezeichen
Im Außen viele Antworten des immer Gleichen
Wie lieben wir, wie leben wir auf unsere Weisen
wenn Perfektion und Scheinwelt um sich selber kreisen?
Wie finden wir den Mut das Eigene zu gestalten?
Wie finden wir die Kraft das Fremde auszuhalten?
Heißt Zugehörigkeit nicht dies: Wir hör’n uns zu?
Erst hör ich zu, dann du, dann ich, dann wieder du
Ein Zuhören als Mitfühlen als erster Schritt
Und eh wir uns versehen, sind wir schon zu dritt
Der Reim auf Einsamkeit ist doch Gemeinsamkeit
Die Chance der Minderheit ist doch Verbundenheit

die um sich blickt im Weitwinkel und Brücken schlägt
die nicht nur ihresgleichen, sondern alle trägt
die sagen: „Liebe, wen du liebst! Sei froh, zu lieben!
Schubladen sind kein Grund dein Leben aufzuschieben!
Ob Kleider angelegt werden, ob Hüllen fallen
In aller erster Linie musst du dir gefallen!“
Hier ist unser Junge, der jetzt ahnt, was er da fühlt
Dort ist unser Mädchen, nicht mehr einsam, aufgewühlt
Und mittendrin ein Mensch, der sagt: „Hier, das sind wir!“
Und noch ein Mensch hört zu und sagt: „Ich akzeptier!“