
Die Hälfte dieser Woche habe ich in Holland am Meer verbracht. Zum Los- und Durchpusten-Lassen. Dabei habe ich wie so ziemlich immer, wenn ich in der Natur unterwegs bin, Strukturen bestaunt. Einmalige, vergängliche Kunstwerke. Offenbar kann die Natur gar nicht nicht schöpferisch sein kann, und kreiert, einfach, weil es geht. Und was mich so beeindruckt: Sie umschließt dabei die Vergänglichkeit. Als seien die beiden Tanzpartnerinnen oder Tanzpartner.
Während ich so die Sand-und Lichtwerke am Strand bestaunte, kamen mir die ersten Monate der Pandemie 2020 in den Sinn. Da wurde immer wieder thematisiert, wie verunsichert die Menschen seien. Von einer neuen “Normalität” war die Rede. Ich habe mich damals immer gefragt: Was soll denn die alte “Normalität” gewesen sein? Wenn ich “normal” mit “natürlich” übersetze und herauszooome aus all dem, was unser kleines Leben so ausmacht, komme ich zu dem Ergebnis: Mit “normal” bzw. “natürlich” hat unsere Welt schon seit ziemlich langer Zeit nicht mehr viel zu tun.
Nicht die Sicherheit, in der wir uns vor Einbruch der Pandemie und dann auch vor Einbruch des Kriegs in der Ukraine wähnten, war natürlich. Sondern die Unsicherheit, das Chaos und die dringende Notwendigkeit, im Angesicht von Bedrohung Lösungen zu finden (im Innen, wie im Außen), dürfte der natürliche Zustand des Lebens sein. Das stellt die Betrachtung dessen, was Mensch-Sein bedeutet, auf den Kopf. Die Vorstellung, dass es im Leben gar nicht darum gehen kann, Kontrollen und Sicherheiten zu bewahren, ist im ersten Moment unbehaglich. Spätestens ab dem vierten oder fünften wird sie aber immer befreiender.
Ich bin in meinen Gedanken am Strand dann überraschenderweise beim Thema Kreativität gelandet 😉. Da hat sich in meiner Betrachtung noch mal was auf den Kopf gestellt. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass ich diese Entdeckung nicht zum ersten Mal gemacht habe. Aber irgendwie hatte sie dieses Mal eine größere Tragweite oder erschien mir noch offensichtlicher, noch plausibler als zuvor:
Es ging dabei um Menschen, die von sich sagen, sie seien nicht kreativ. Oder Menschen, die sich Sorgen machen, anstatt kreativ zu werden.
Ob wir uns dessen nun bewusst sind oder nicht – wir Menschen sind bei aller Entfremdung immer noch ein Teil der Natur. Deswegen sollten wir vielleicht davon ausgehen, dass wir, ähnlich wie es uns die Natur überall und ständig vormacht, ein Teil ihrer schöpferischen Kraft sind. Also dass es auch in unserer Natur liegt, kreativ zu sein. Dass es uns entspricht, zu kreieren, einfach, weil es geht.
Demnach wären Menschen, die von sich sagen, sie seien nicht kreativ, oder Menschen, die auf Kontrolle anstelle von kreativer Verspieltheit setzen, im Irrtum. Und ihr Energieverlust, ihre Sorgen oder Ängste könnten womöglich genau daher rühren, dass sie sich der Gleichung widersetzen, dass Mensch zu sein bedeutet:
Während Veränderungen sind, was sie sind, meistern wir sie, in dem wir uns ihnen nicht verschließen, sondern indem wir mit ihnen tanzen.
Kraft unserer Ideen.
Kraft unseres Tuns.
Kraft unserer Entschlossenheit, nach vorne zu blicken.
Wir könnten auch einfach sagen: Kraft unserer Liebe.



































