Nachdenken über das Vordenken

Ende März 2023 durfte ich in der Buchhandlung Scheuermann in Duisburg eine Veranstaltung über Vordenkerinnen moderieren. Zu Gast waren die Professorinnen Betti Hartmann (Physikerin) und Carla Schriever (Philosophin), mit denen ich über ihr Buch Vordenkerinnen – Physikerinnen und Philosophinnen durch die Jahrhunderte sprach.

In Vorbereitung auf den Abend war ich, nun ja: inspiriert. So kam es zu den folgenden Reime, die ich zum Abschluss des Abends als “Abdichtung” vortrug:


Da ist etwas unsichtbar,
so als ob es nicht war.
Wie kann etwas bloß so offensichtlich
und zugleich so wenig öffentlich
beachtet sein?
Es wäre zum Schrei’n,
gäbe es da nicht Ideen,
die uns helfen, zu sehen.

Wir werfen nicht Handtücher.
Wir werfen Blicke in Bücher.
Lesen von Biografien, die vorfühlen,
die das Wesentliche emporspülen,
die es in sich haben, uns einzurenken
durch weises Nach- und weites Vordenken.
Biografien, die die Welt beinahe vergisst,
weil sie hier bequem und da missgünstig ist.

Wir werfen das Licht drauf.
Wir geben eben nicht auf.
Wir sehen hin und dann sehen wir uns an.
Schließen die Schultern für das, was niemand alleine kann.
Wir sehen immer wieder hin und dann sehen wir weiter.
Sind uns selbst die Perspektive, einander die Kletterleiter.
Wir sehen uns immer wieder an, machen uns Mut, machen uns klar,
dass das Spannungsfeld von Grenzen und Freiheit immer schon des Wachstums war.

Diskriminieren
ist wie ein Minimieren
von Möglichkeit
und Einheit.
Wie wächst Bewusstsein?
Wie geht Erkenntnis rein?
Wie können wir uns größer machen?
Wie können wir einander entfachen?

Besser, unsere Antwort ist
nicht der vorwurfsvolle Kampf als Feministin oder Feminist,
als Aktivistin oder Aktivist
als Spezialistin oder Spezialist,
sondern unsere zarte, mutige Menschlichkeit.
Unser Fortschritt als Tanzschritt der Beharrlichkeit.
Offen das Herz, offen der Blick, offen das Ohr.
Lieber singend als schreiend oder schweigend, zwar mit vielen Stimmen,
aber als ein Chor.